Energiewende – nichts Neues für das Land!?

Veranstaltung am 25. Januar 2023 beim Zukunftsforum Ländliche Entwicklung in Berlin

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Eine Figur in Mönchskutte kündigt die Apokalypse an und wirbt für Ablassbriefe aller Art. Sie irritiert damit die etwa 250 Teilnehmenden des Fachforums – davon gut 100 vor Ort in Berlin –, zu dem die Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume (DVS), die Bundesarbeitsgemeinschaft der LEADER-Aktionsgruppen (BAG LAG) und die Agrarsoziale Gesellschaft (ASG) eingeladen hatten.

Erneuerbare Energie aus Wind, Biomasse und Sonne kommt vor allem vom Land. Bioenergiedörfer, Energiekommunen und -genossenschaften produzieren meist mehr Energie, als sie verbrauchen. Viele Menschen sind bereit, sich persönlich für die Energiewende einzusetzen. Engagierte gehen jedoch große finanzielle und planerische Risiken ein, um selbstbestimmt die Energiewende zu gestalten und die Wertschöpfung vor Ort anzusiedeln.

Klar ist aber auch: Bürokratische Verfahren und fehlende Anreize bremsen viele Engagierte aus. Ein weiteres Ärgernis: Die beim Ausbau erneuerbarer Energien generierte Wertschöpfung bleibt häufig nicht in den ländlichen Regionen.

Vier Beispiele von Bürger-Projekten zu Photovoltaik, Windenergie und Biogas kamen beim Fachforum auf die Bühne und stellten unter Beweis, dass es dennoch geht und die Menschen vor Ort Großes wagen, um die Energiewende umzusetzen. Denn bis heute gilt, dass Privatpersonen ein Vielfaches dessen zur Energiewende beitragen, was die großen Energieversorger leisten.

Wir brauchen Leute, die es umsetzen!

Dr. Janina Messerschmidt von der Bürgerenergie Oder-Spree eG zeigt, wie Kommunen und Genossenschaften in ländlichen Räumen erfolgreich zusammenarbeiten können, wie Strom erzeugt und CO2 eingespart wird und vor welchen Herausforderungen sie stehen. (Livestream-Mitschnitt: 12:10 bis 15:40)

Aus Betroffenen werden Beteiligte!

Bereits 1994 begannen einige Windkraftpioniere im Hunsrück, erneuerbaren Strom zu erzeugen. Werner Vogt, Höhenwind-Park GmbH, erläutert, warum der Windstrom im Hunsrück die Maßstäbe verrückt, was die Menschen davon haben und was das mit Raketen zu tun hat – ohne eine Raketenwissenschaft zu sein. (Livestream-Mitschnitt: 16:25 bis 23:00)

Wir verzagen nicht an der Bürokratie!

Karl Heine von der Bioenergie Wollbrandshausen - Krebeck eG stellt dar, wie eine integrierte Gas-, Strom und Wärmeversorgung vor Ort ohne fossile Energien funktioniert, und wie es gelang, diese unabhängige Lösung mit den Bürgerinnen und Bürgern in zwei und demnächst drei Dörfern zu realisieren. (Livestream-Mitschnitt: 23:35 bis 27:20)

Die gemeinschaftliche Nutzung von Strom muss einfacher werden!

Wie engagierte Bürgerinnen und Bürger elektrisches Carsharing auf dem Land organisieren und betreiben, zeigt ein Kurzfilm aus Niedersachsen. Ergänzend berichtet Tobias Polzin, Heckenbeck, warum es so schwer ist, den Strom für geteilte E-Mobile vor Ort durch die Sonne selbst zu erzeugen. (Livestream-Mitschnitt: 28:00 bis 31:30)

Das Ganze bekommen wir nur gemeinsam zum Laufen!

In einem kurzen Gespräch diskutieren Werner Vogt, Janina Messerschmidt und Karl Heine darüber, wie Menschen trotz der vielen Hürden Energieprojekte voranbringen, sich selbst motivieren, wie sie Mitstreiter überzeugen und welche Rolle Genossenschaften und Kommunen spielen. (Livestream-Mitschnitt: 32:20 bis 43:10)

Wir werden nicht zum Betrachter, sondern wir profitieren!

Hemmnisse für die etwa 1.000 Bürgerenergiegenossenschaften in Deutschland seien bürokratische Hürden oder komplizierte Vergütungsstrukturen. Diesen gegenüber stünden jedoch große Potenziale. Erneuerbare Energien zu erzeugen, könne ein starker Wirtschaftsmotor für ländliche Räume sein. Vor allem das Energy Sharing, wenn es auch in Deutschland umgesetzt würde, könnte eine bürgergetragene Energiewende stark beschleunigen, so Viola Theesfeld.

Beim Energy Sharing erzeugen in sogenannten Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften zusammengeschlossene Menschen gemeinsam Energie und können zu vergünstigtem Preis nutzen.

Materialien zum Energy Sharing, unter anderem ein Erklärfilm sowie eine Potenzialanalyse vom IÖW, sind im Internet zu finden. (Livestream-Mitschnitt: 44:00 bis 1:00:30)

Teilnehmende sind aktiv dabei und formulieren „Thesen“, die…

Der mittlerweile zum „Reformator“ gewandelte „Mönch“, dargestellt von Nik Lucht, Artperformance, ruft die Teilnehmenden dazu auf, auf Papier oder digital den Satz „Für eine Beschleunigung der Energiewende auf dem Land braucht es jetzt…“ zu vervollständigen.

Einige Beispiele der weit über 100 Thesen: "… die Beteiligung aller!", "… Mobilisierung von Bürger-Kapital", "… schnelle Regelungen für Bürger-Energie, damit nicht nur Projektierer profitieren", "… bessere Organisation, da Weltrettung hauptamtlich, nicht ehrenamtlich stattfinden muss!", und – sehr oft genannt: "… weniger Bürokratie!" (Livestream-Mitschnitt: 1:00:45 bis 1:19:00)

…nach Brüssel geschickt werden

Nachdem diese „Thesen“ an eine Tür „genagelt“ sind, werden sie als Paket dem zugeschalteten Niklas Nienaß, Mitglied des europäischen Parlaments, übergeben. (Livestream-Mitschnitt: 1:20:00 bis 1:23:40)

 

 

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