Biodiversitätsberatung

Stand, Erfahrungen und Perspektiven in Deutschland

Workshop am 20. und 21. Januar 2020 in Berlin

Kooperationsveranstaltung mit dem ExpertenDialog Biodiversität und Landwirtschaft

Biodiversitätsberatung braucht Vertrauen

Bei der Umsetzung biodiversitätsfördernder Aktivitäten in der Landwirtschaft wird immer deutlicher, dass es für mehr Biodiversität praktikabler Förderangebote und unbürokratischer Beratung bedarf. Doch wie kann die Beratung weiterentwickelt werden?

Diese Frage bildete die Grundlage eines Workshops, zu dem die Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume (DVS) der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) und der ExpertenDialog Biodiversität und Landwirtschaft gemeinsam auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin eingeladen haben. "Unser Ziel war es, die bei verschiedenen Akteuren aus Landwirtschaft, Beratung und Verwaltung vorhandene Erfahrungen mit der Beratung und Umsetzung biodiversitätsfördernder Maßnahmen zusammenzuführen", erklärt Heiko Schumacher, Heinz Sielmann Stiftung und Vertreter des ExpertenDialogs. Ziel des Workshops war es darüber hinaus daraus Schlüsse für die Weiterentwicklung der Beratungsangebote zu ziehen. Rund 70 Teilnehmer kamen. "Wir sind begeistert, dass auch 15 Landwirte dabei waren und mitdiskutiert haben, die sonst oft auf Fachveranstaltungen fehlen", sagt Simon Keelan, der als einer der DVS-Referenten im Bereich Landwirtschaft und Naturschutz die Veranstaltung mitorganisiert hat.

Komplexe Beratungslandschaft

Es gibt für landwirtschaftliche Betriebe je nach Bundesland sehr viele verschiedene Angebote, sich zum Thema Biodiversität beraten zu lassen. Auch deren Finanzierung unterscheidet sich, sowohl was Geldgeber als auch Zeiträume betrifft.

Die Beteiligten wünschten sich eine kontinuierliche Förderung, damit die Biodiversitätsberatung erweitert werden kann und eine personelle Stabilität bei den Beratern sichergestellt wird. Sie sahen außerdem die Notwendigkeit, mehr Berater zu qualifizieren, mit dem Ziel, möglichst alle landwirtschaftlichen Betriebe beraten zu können. Darüber hinaus wurde deutlich, dass zwischenmenschliche Faktoren wie das Vertrauen zum Berater für die Landwirte zu den Schlüsselfaktoren einer erfolgreichen Beratung zählen. Ferner wünschten sich die Teilnehmer eine Art Toolbox für Berater – digital und zentral zugänglich.

Biodiversitätsberatung muss wirtschaftlich sein

Die Teilnehmenden diskutierten über den aktuellen Stand, Erfahrungen und Perspektiven der Biodiversitätsberatung landwirtschaftlicher Betriebe. "In Deutschland gibt es inzwischen viele unterschiedliche Ansätze. Mit den verschiedenen Förderbausteinen kann zukünftig noch mehr zielgerichtete Beratung realisiert werden", so Jan Freese von der DVS.

Gemeinsame Ergebnisse

Zusammen erarbeiteten die Teilnehmenden der landwirtschaftlichen Praxis, Biodiversitätsberatung und Verwaltungen Vorschläge zur Weiterentwicklung von Vertragsangeboten und von Angeboten zur Förderung einer Biodiversitätsberatung:

Verwaltung

  • Regionaler Ansatz
  • Struktur, Kapazitäten, Finanzen (100% Förderung) auf politischer Ebene für Beratung schaffen
  • Toolbox für Berater erstellen
  • Ausbildung, Qualifizierung und Qualitätssicherung der Berater
  • Biodiversität Beratungsangebot für alle Landwirte

Berater

  • Beratung beginnt mit ergebnisoffener Begegnung zwischen Landwirt und Berater, unterschiedliche Beratungskontexte
  • Schaffen von Kontinuität (finanziell, personell, strukturell) erforderlich
  • Schaffen einer Vertrauensbasis zu Beginn der Beratung, im weiteren Gespräch Berücksichtigung der Betriebsspezifika (z.B. Flächenknappheit)
  • Zielvorgaben für die Beratung sind notwendig – differenzierte Betrachtung je nach Methode, Auftraggeber & Beratungsintensität
  • Begleitung über die Erstberatung hinaus im Sinne eines rundum-Service für die Umsetzung von BioDiv Maßnahmen
  • Motivation durch Hinweis auf finanzielle Mittel & gesellschaftliche Anerkennung

Landwirte

  • Keine Beratung -> Beratung auf Gegenseitigkeit -> Spezialberatung; Feldtage & Winterveranstaltungen als neue Infoquellen nutzen
  • Netzwerke und glaubwürdige Referenzen; Gestaltung der Informationsveranstaltungen muss ansprechend sein
  • Wirtschaftlichkeit der Beratung muss gegeben sein
  • Balance von Freiwilligkeit und Pflicht
  • Berater muss die Sprache des Landwirtes sprechen (Fingerspitzengefühl & Zwischenmenschlichkeit)
  • Praxistaugliche Verordnungen

Gemeinsame Vorschläge

  • Es müssen kontinuierliche Strukturen, Kapazitäten und Finanzausstattung auf politischer Ebene für die Biodiversitätsberatung weiterentwickelt werden.
  • Zielvorgaben für die Beratung sind notwendig – eine differenzierte Betrachtung je nach Methode, Auftraggeber und Beratungsintensität ist notwendig, um eine sinnvolle Messbarkeit zu ermöglichen.
  • Die zwischenmenschlichen Aspekte der Biodiversitätsberatung müssen mit einbezogen werden – eine Vertrauensbasis zwischen Berater und Landwirt ist zwingend erforderlich, sodass die bestmögliche Lösung für jeden in Abhängigkeit der Betriebsspezifika gefunden werden kann.
  • Die Wirtschaftlichkeit der Biodiversitätsberatung muss gegeben sein, wobei auch der gesellschaftliche Aspekt einen immer höheren Stellenwert einnimmt.

Gute Stimmung nach der Zusammenarbeit

"Es war sehr positiv zu erleben, wie die unterschiedlichen Interessensgruppen gemeinsame Ergebnisse erarbeitet haben", so Hubertus Paetow, Vorstand der Deutschen Landwirtschaft Gesellschaft (DLG). "Es wurden Umsetzungshindernisse in der Praxis identifiziert, Anforderungen an praktikable Vertragsangebote formuliert und fortschrittliche Rahmenbedingungen für eine erfolgversprechende Förderung von Beratungsanbietern entwickelt."

Auch Thomas Gäbert, Landwirt aus Trebbin, ist nach der Veranstaltung positiv gestimmt: "Es war ermutigend zu sehen, dass in vielen Bundesländern und auch bei vielen Landwirten in Eigenregie die Umsetzung von Biodiversitätsmaßnahmen als wichtig angesehen wird. Nun muss sichergestellt werden, dass wir Deutschlandweit praktische, umsetzbare, wirtschaftliche Lösungen für die Beratung entwickeln. Eine Veranstaltung wie diese ist ein guter Start".

Ausblick

Dass Handlungsbedarf besteht, darüber sind sich viele in landwirtschaftlicher Fachwelt und Praxis einig, doch es besteht weiterer Informationsbedarf: Es wurde eine Umfrage unter landwirtschaftlichen Betrieben in Sachsen aus dem Jahr 2018 vorgestellt, die zeigte, dass etwa 50 Prozent der Befragten das Beratungsangebot des Landes nicht kannten. Keelan: "Derzeit befinden wir uns in einer Übergangsphase zwischen den Förderperioden – eine gute Zeit also, sich über Weiterentwicklungen Gedanken zu machen.

Im nächsten Schritt wird der ExpertenDialog Biodiversität und Landwirtschaft die Ergebnisse nutzen, um ein Empfehlungspapier zum Thema Biodiversitätsberatung in Deutschland zu entwickeln.

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Jan Freese
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Jan.Freese@ble.de

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