Zukunftsforum 2020
Neue Akteure auf dem Land – Kultur, Kirche, Raumpioniere
Fachforum auf dem Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, 23. Januar 2020 in Berlin
Positionen, Standpunkte und Perspektiven
Das Fachforum lud unter anderem zum Rollenspiel ein. Fast 200 Teilnehmer erlebten zudem interessante Beiträge und diskutierten intensiv in Kleingruppen über die Thematik.
"Das will LEADER ja sein, ein Ermöglichungsraum, der gute Bedingungen für Ideen birgt, der Kontakte ermöglicht und ein Netzwerk für den kreativen Austausch bietet", sagte Dr. Hanns-Christoph Eiden, Präsident der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in seinem Grußwort.
Damit das gelingt ist es wichtig, den Entwicklungsprozess offen zu gestalten und Menschen mit neuen Ideen willkommen zu heißen. Dazu gehören auch sogenannte Raumpioniere. "Für uns sind Raumpioniere Menschen, denen es gelingt, einen Raum neu zu füllen", einem Ort "wieder neuen Schwung" zu verleihen, so Dr. Ariane Sept vom Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung. Dies könne sowohl physisch als auch kommunikativ gemeint sein. Sie betrachtete in ihrem Impuls Typen von Akteuren und unterschiedliche Wege und Projekte, vor Ort Neues zu wagen.
Neue Akteure, offene Prozesse und kreative Lösungen in der ländlichen Entwicklung
Dr. Ariane Sept, Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung
Folienvortrag
Audiomitschnitt
Erkenntnisreicher Rollenwechsel – Perspektivwechsel in Kleingruppen
"Wenn man ein LEADER-Projekt macht, muss man plemplem sein!" Und zwar besonders dann, wenn es sich um ein Kunst- oder Kulturprojekt außerhalb des Gewöhnlichen handle, denn dann gebe es bei der Beantragung etliche Herausforderungen. Diesem Standpunkt eines Antragsstellers standen im Rollenspiel die Bewilligungsstellen gegenüber. Akteure, die im wirklichen Leben Antragsteller sind, nahmen die Rolle des Bewilligers ein – und umgekehrt. Die Teilnehmer konnten in zwölf Spiel- und Diskussionskreisen aktiv und spielerisch erleben, wie Positionen aufeinandertreffen und Lösungen möglich sind.
LEADER für kreative Projekte öffnen – Positionen
"Kreative brauchen Erfahrungsaustausch, Gestaltungsraum und Anknüpfungspunkte. Anknüpfungspunkte zu den Dorfbewohnern und den existierenden Initiativen sowie zur Kommunalpolitik", so Lena Buck vom Netzwerk Zukunftsorte.
Zukunftsorte: Wie Leerstände in attraktive Impulsorte entwickelt werden können
Lena Buck, Netzwerk Zukunftsorte
Folienvortrag
"LEADER soll ausreichend finanziert bleiben!", forderte Dr. Johan Wagner von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und stellte die "Erklärung von Altenkirchen" vor. Er betonte, wie wichtig es sei, dass die Akteure auf dem Land zusammenarbeiten, und zwar über die verschiedenen Ebenen hinweg.
Samo Darian, vom Programm "TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel", machte "drei Beobachtungen zu LEADER:
- in LEADER wird schon viel Kultur gefördert, aber es werden vor allem investive Maßnahmen gefördert, weniger nicht-investive Kunst- und Kulturprojekte.
- LEADER funktioniert bottom up, aber die Umsetzung (Antragstellungen und Abrechnungen) ist top-down organisiert.
- Lokale Aktionsgruppen stehen Allen offen, aber nur wenige Kulturakteure sind in einer LAG engagiert"
Diese Beobachtungen und abgeleitete Forderungen werden Teil der
LEADER nicht neu erfinden
Andreas Grieß vom Sächsischen Staatsministerium für Regionalentwicklung plädierte dafür, LEADER möglichst nicht neu zu erfinden. Er appellierte an die Regionen, bereits jetzt die Regionalen Strategien in Ruhe anzuschauen, um herauszufinden, was sich bewährt hat und was nicht; die Regionen sollten nicht erst auf den "offiziellen Startschuss" warten. In seinem Ausblick auf die neue Förderperiode kommentierte er gleichzeitig Aspekte in den Beiträgen der anderen Referenten.
Andreas Grieß, Sächsisches Staatsministerium für Regionalentwicklung
Audiomitschnitt
LEADER ist ein Programm für Menschen!
Dies betonte Ines Kinsky von der BAG LAG und vom Regionalmanagement der LEADER-Region Saalfeld-Rudolstadt am Schluss des Fachforums. Die LEADER-Akteure sollten intensiv mit den Menschen vor Ort arbeiten. Sie unterstrich in ihrem Denkanstoß aus der Praxis auch: "Wir sind Botschafter für Europa!"
Was es in der Praxis bedeutet, neue Impulse in der Regionalentwicklung aufzugreifen und mit den Ideengebern in den Dialog zu treten, wollten DVS, BAG LAG und ASG mit ihrem Fachforum herausfinden. Es zeigte sich: Es bedarf nicht nur der Gesprächsbereitschaft, sondern auch der Toleranz, sich auf die Perspektive des Gegenübers einzulassen. Dann kann LEADER kreativen Ideen Raum geben und so soziale Innovationen ermöglichen.
Ines Kinsky, BAG LAG und Regionalmanagement der LEADER-Region Saalfeld-Rudolstadt
Audiomitschnitt