GAP, ELER und Umwelt

Aktuelle Herausforderungen im Agrarumwelt- und Naturschutz

Tagung am 24. und 25. April 2024 in Bonn

Programm (PDF, 131 KB)


Am 24. April 2024 beschloss das Europäische Parlament, die Standards zum guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand der Flächen (GLÖZ) abzusenken, die Landwirte für den Erhalt von Geldern aus der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) erfüllen müssen. Zeitgleich machte die DVS mit einer Tagung die GAP und ihre Wirkung auf die Umwelt zum Thema.

In seinem Grußwort sagte Dr. Thomas Meier vom Bundeslandwirtschaftsministerium, dass angesichts der sich wandelnden Rahmenbedingungen momentan unklar sei, wohin sich die GAP entwickle. Ulrich Jasper vom Bundesumweltministerium sprach von einem Rückschritt – mit den 2023 neu eingeführten GLÖZ-Standards seien hohe Erwartungen verknüpft gewesen: „Wir sind in einer Situation, in der nicht nur die fachliche Vernunft, sondern politische Stimmungen wirken.“ Unter den rund 100 Teilnehmenden war Enttäuschung spürbar. Denn statt der Verpflichtung, vier Prozent der Flächen dem Agrarnaturschutz zu widmen, gilt es nun weiterhin, Landwirte dafür zu gewinnen, dass sie die Förderangebote der Agrarumweltmaßnahmen nutzen.

Wie das gelingen kann, zeigte Sandra Mann von der Hochschule Anhalt: Sie berichtete von den „Mehrjährigen Blühstreifen“ in Sachsen-Anhalt, für die regionales Saatgut verwendet wird; es kostet bis zu 500 Euro je Hektar. Nach anfänglicher Skepsis haben Landwirte erfolgreich Blühstreifen angelegt und gepflegt, die Maßnahme angenommen und später aktiv ihre Beibehaltung nachgefragt. Das bedeutet: jährlich 850 Euro Förderung pro Hektar für bis zu fünf Jahre, eine intensive Vor- und Nachbereitung sowie Vor-Ort-Begehung und -Beratung durch die Hochschule plus Verwaltungsaufwand.

In welcher Form die Praxis mit Verwaltungsaufgaben beschäftigt ist, zeigte der Schäfer Helfried Berger in seinem Vortrag „Das Schaft kackt in Thüringen anders als in Hessen – Antragsdokumentation und Nachweisprozedere ad absurdum“. Berger ist im Projekt „SchafSchafftLandschaft“ tätig, das in mehreren Ländern umgesetzt wird: Die Angaben, die Schäfer machen müssen, und die Portale, über die das geschehen muss, sind zahlreich. Zudem unterscheiden sich manche Regelungen – in Thüringen wird der Kot eines Lammes als Dung gerechnet, in Hessen hingegen nicht.

Im Projekt wurde eine Arbeitshilfe für Schäfer erstellt, um den Betrieben den Einstieg in die digitale Datenarbeit zur erleichtern. Ein Teilnehmer kritisierte: Damit würde die Praxis Aufgaben der Verwaltung übernehmen. Dass sich Verwaltung und Förderpolitik mitunter ein Bein stellen, wurde im Workshop zum Agroforst deutlich. Das System hat Potenzial für Biodiversität und ist ein Werkzeug für Klimaschutz und Klimaanpassung, erste Länder fördern Investitionen: Doch Naturschutzbehörden lehnten Anträge, teils aus Unkenntnis oder weil die neue Gehölzstruktur mit Landschaftsschutzzielen kollidiert, ab.

Es besteht also Kommunikationsbedarf zwischen Politik und Verwaltung. Nun bleibt zu hoffen, dass es gelingt, die GAP praxistauglich umweltwirksamer weiterzuentwickeln. Denn ungeachtet von Bauernprotesten und Verwaltungsprozessen nähert sich der Verlust der Biodiversität der Unwiederbringlichkeit.

Eine Zusammenfassung von Anja Rath von der DVS


Dokumentation


Kontakt

Dr. Jan Freese
0228 68 45 34 77
Jan.Freese@ble.de

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