Kultur schafft Begegnung

Zusammenarbeit in der deutsch-tschechischen Grenzregion

Exkursion (Ideenreise) am 25. und 26. April 2023 in den Landkreisen Cham und Schwandorf (Bayern)

Programm (PDF, 956 KB)

Reiseprogrammheft mit Projektbeschreibungen (PDF, 344 KB)


Wie baut Kultur Brücken zwischen europäischen Ländern und ermöglicht Begegnung? Was kann Kultur in ländlichen Räumen bewegen? Und wie trägt die Regionalentwicklung dazu bei, Kunst und Kultur vor Ort zu stärken? Diesen Fragen widmeten wir uns mit einer Ideenreise/Exkursion an die deutsch-tschechische Grenze in Bayern.

Die Trenck-Festspiele in Waldmünchen

Seit 1950 findet auf Initiative theaterbegeisterter Bürgerinnen und Bürger jährlich im Sommer das Freilichtspiel „Trenck der Pandur vor Waldmünchen“ statt.

In faszinierenden Bildern und Volksszenen mit Lagerfeuern und galoppierenden Reitern wird die Belagerung Waldmünchens durch Franziskus Freiherr von der Trenck und seine wilden Panduren zur Zeit des Österreichischen Erbfolgekriegs dargestellt.

Rund 250 Laienschauspielerinnen und -schauspieler jeden Alters wirken mit. Darüber hinaus engagieren sich viele Freiwillige in der Bewirtung, im Training und der Pflege der Pferde oder bei der Bühnen-Technik – es gibt viele Aufgaben. Ein Erfolgsrezept, um Ehrenamtliche das ganze Jahr über bei der Stange zu halten: weitere Events, Theateraufführen und Feste organisieren. Das schafft Zusammenhalt – und generiert Einnahmen.

Die Trenck-Festspiele finanzieren sich mit der Unterstützung von Sponsoren, kleinen Förderbeiträgen aus öffentlicher Hand sowie eigenen Einnahmen aus Eintrittsgeldern sowie dem Verkauf von Speisen und Getränken bei Veranstaltungen. LEADER-Mittel haben an der Freilichtbühne eine Begegnungsstätte ermöglicht.

Für tschechische Besucherinnen und Besucher bieten die Festspiele künftig eine Simultanübersetzung an.

    Verschwundenes Dorf Grafenried/Lučina

    Infolge des Zweiten Weltkriegs musste die deutsche Bevölkerung auf tschechischer Seite ihre Dörfer verlassen: sie wurden abgerissen. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs erwachte die Neugier auf die Orte im Dornröschenschlaf – sowohl auf tschechischer als auch auf deutscher Seite. In Grafenried/Lučina begann eine jahrelange Spurensuche, die nicht nur Mauerreste hervorbrachte, sondern auch eine immer intensivere Begegnung von Tschechen und Deutschen.

    Am Beginn stand die Zusammenarbeit des regionalen tschechischen Historikers Zdeněk Procházka mit der „Heimatgemeinde Grafenried“ und ihrem Sprecher Hans Laubmeier. Heimatgemeinde nennt sich die Gemeinschaft der ehemaligen Dorfbewohner. In vielen Arbeitsstunden haben sie den Friedhof und die St. Georgs-Kirche von Vegetation befreit. Der Ort entwickelte sich zu einem Magneten für Besuchende von beiden Seiten der Grenze.

    Im Jahr 2016 starteten die Gemeindebündnisse Domažlicko und das Aktionsbündnis Čerchov plus ein grenzüberschreitendes EU-Projekt, um Grafenried durch einen Lehrpfad dauerhaft als lebendigen Lern- und Erinnerungsort zu sichern.

    Ein kurzer Film vermittelt einen Eindruck von der „Wiederentdeckung“ des Dorfes.

    In der Reihe „Grenzgeschichten“, einem Projekt der „Stiftung Zuhören“, geht es auch um Grafenried.

    Beispiele:

    Konzerthaus Blaibach – Kultur belebt die Ortsmitte

    Im Rahmen des Modell-Projekts „Ort schafft Mitte“ – und nach Zustimmung eines mutigen Gemeinderats – ist 2014 im Dorfkern von Blaibach ein modernes Konzerthaus mit visionärer Bauweise entstanden. Die Anregung dazu gab der Bariton und aktuelle Intendant Thomas E. Bauer. Gestaltet hat es der Architekt Peter Haimerl. Seither ist die 2000-Einwohner-Gemeinde Anziehungspunkt für Kunstinteressierte sowie Künstlerinnen und Künstler aus nah und fern.

    Rund 200 Zuhörende und etwa 60 Musikerinnen und Musiker finden im Konzertsaal Platz. Während die Betreiberin, die Kulturwald gGmbH, im Konzerthaus bis zu 60 Klassik-Konzerte pro Jahr veranstaltet, nutzt die Gemeinde, die Eigentümerin des Gebäudes, das Haus für Musik-Veranstaltungen anderer Stilrichtungen, Lese- und Comedy-Abende.

    Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) – Kulturzentrum für grenzüberschreitende Zusammenarbeit

    Deutschland hat mit Tschechien seine längste Außengrenze. Das Centrum Bavaria Bohemia in Schönsee ist eine deutsch-tschechische Kulturdrehscheibe und Koordinierungsstelle für die bayerisch-tschechische kulturelle Zusammenarbeit. Zum öffentlichen Programm gehören jährlich rund 50 öffentliche Vorträge, Lesungen, Konzerte, "KulturTouren" nach Tschechien sowie bis zu 15 wechselnde Ausstellungen.

    Im Aufbau befindet sich derzeit das Informations-, Beratungs- und Vernetzungszentrum "Europäisches Grünes Band" am Centrum Bavaria Bohemia. Träger des CeBB ist der Bavaria Bohemia e. V.

    Land-Art entlang der Grenze

    Unter dem Leitthema "Europäisches Grünes Band" werden seit mehreren Jahren Land-Art-Projekte entlang der Grenze durchgeführt. Kooperationspartner sind Hochschulen aus Bayern und Tschechien. Künstlerinnen und Künstler sowie Studierende schaffen temporäre oder dauerhafte Kunstwerke rund um das Thema "Grünes Band".

    Im Jahr 2019 entstanden beispielsweise im Rahmen eines Workshops Kunstprojekte zwischen Schönsee und dem ehemaligen Dorf Pleš. Die Arbeiten reflektieren die inneren Bilder der Kunstschaffenden von der deutsch-tschechischen Grenze, das Erleben der tatsächlichen Grenze und die Eindrücke des Austauschs mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der Grenz-Umgebung. Sie wurden teils als vergängliche Projekte konzipiert.

    Deutsch-tschechisches Theater am Europäischen Grünen Band

    Seit 2007 führt der Pascherverein Schönseer Land e. V. auf dem Eulenberg, direkt an der tschechischen Grenze, das Theaterstück „Pascher – die Nacht der langen Schatten“ auf. Später kam das Stück „Irrlichter“ dazu.

    Die Freilichtbühne entstand auf einem ehemaligen Bergweber-Anwesen und erhielt Unterstützung aus LEADER+ Mitteln. Die Laienschauspielerinnen und - schauspieler verkörpern Figuren, die sowohl Deutsch als auch Tschechisch sprechen. Sie wollen zeigen, dass Grenzen überwindbar sind.

    Rund 500 Ehrenamtliche tragen dazu bei, dass die Theateraufführungen gelingen. Zur Finanzierung organisieren sie jedes Jahr das Markt-Wochenende „Advent im Wald“. Mit dem Verkauf von regionalem Kunsthandwerk und lokalen Produkten schaffen dort bayerische und tschechische Akteure eine einmalige Atmosphäre. Verkaufschlager sind die eigens für den Anlass kreierten „Pascher-Würste“, das „Pascher-Bier“ und das „Elfen-Elexier“.

    Fördermöglichkeiten für den deutsch-tschechischen Grenzraum

    Interreg

    Eindrücke

    In Zusammenarbeit mit



    Kontakt

    Isabella Mahler
    0228 68 45 39 74
    isabella.mahler@ble.de

    Stefan Kämper
    0228 68 45 37 22
    stefan.kaemper@ble.de

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