Erlebnisraum Esterauniederung
Stand:
09.02.2010
Kontakt:
NABU Uelzen e. V.
Krietenberg 21
29525 Uelzen
Michael Walke
Telefon: 05825/1637
E-Mail: info@hippowa.de
ELER-Förderung:
ja
Finanzierung:
Leader-Mittel
Niedersächsische Bingostiftung für Umwelt und Entwicklungszusammenarbeit
Laufzeit:
07.01.2010 - 31.12.2010
Themen:
- Landwirtschaft und Natur
- Tourismus und Freizeit
Förderperiode:
Beschreibung
Zusammenfassung:
Links und rechts der Esterau wird die extensive Grünlandnutzung mit Dexter-Rindern und Dülmener Pferden im Einklang mit der Natur als ganzheitliches Projekt durch den NABU Uelzen realisiert: Naturschutz geht hier Hand in Hand mit einem pädagogischen Umweltbildungs- und Naherholungskonzept. Als Bewirtschafter der Flächen beteiligt sich mit dem ökologisch wirtschaftenden Martinshof in Klein Bollersen ein starker Partner. Der Martinshof ist eine sozialtherapeutische Einrichtung für Behinderte.
Ausgangssituation:
Das Projektgebiet liegt in der Samtgemeinde Wrestedt und umfasst ca. 200 ha Flächen an der Esterau zwischen Emern und Könau sowie an den zur Esterau fließenden Gräben aus dem Bereich Ostedt. Die Esterauniederung besitzt ein hohes ökologisches Potenzial. Sie bietet Lebensraum für die in der Vogelschutzrichtlinie und FFH-Richtlinie aufgeführten Arten Weißstorch und Fischotter. Jedoch ist die ökologische Funktion der Esterauniederung durch die derzeitige Agrarentwicklung bedroht. Die traditionelle Extensivnutzung des Grünlands verschwindet immer mehr zugunsten einer intensiven Agrar- oder Grünlandnutzung oder des Brachfallens von landwirtschaftlich nicht verwertbaren Flächen. Viele feuchten Grünlandflächen und auch einige Ackerflächen in der Aue liegen brach, da die Nutzung für die Eigentümer erschwert und weitgehend unrentabel ist.
Inhalt:
Naturschutzgerechte Grünlandnutzung: Im Projektgebiet sollen möglichst arrondiert Flächen in einer Größenordnung von 20 ha für 12 Jahre angepachtet werden, um diese dann im Sinne des Naturschutzes zu bewirtschaften. Um die naturschutzgerechte Bewirtschaftung zu gewährleisten, müssen die Flächen mit Zahlungsansprüchen gepachtet werden. Als Bewirtschafter der angepachteten Flächen steht der ökologisch wirtschaftende Martinshof in Klein Bollensen, eine gemeinnützige, sozialtherapeutische Einrichtung für Behinderte mit landwirtschaftlichen Betriebszweig, bereit, um die Beweidung der Grünländer sicherzustellen. Flächen und Inventar sollen an diesen Betrieb mit Naturschutzauflagen verpachtet werden. Dieser Betrieb verfügt über landwirtschaftliches Know-how und über zusätzliche Flächen und Ställe, die für die auf den Grünlandflächen weidenden Tiere genutzt werden können.
Für die Beweidung sollen alte Haustierrassen verwendet werden, die an eine naturschutzgerechte Grünlandnutzung im Niederungsbereich angepasst sind. Bei den Rindern wurde die kleine Rinderrasse Dexter ausgewählt. Sie kann bei geeignet trockenen Flächen ganzjährig auf der Weide verbleiben. Dexter-Rinder sind ideale Verwerter von Raufutter und wegen ihres geringen Gewichts sehr gut für Feuchtgrünlandnutzung geeignet. Die Rasse eignet sich ebenfalls gut für die therapeutische Arbeit mit Behinderten.
Zusätzlich sollen Kleinpferde (alte Haustierrasse) zur Beweidung eingesetzt werden. Die Pferde sollen von geringer Widerristhöhe und aufgrund ihrer Physiologie speziell für extreme Nutzungsflächen geeignet sein. Die Kombination Rind/Pferd ist durch die unterschiedliche Nutzung der Weidegräser günstig für die beweidete Fläche. Der Pflegeaufwand durch Nachmahd wird deutlich minimiert. Rinder und Pferde müssten speziell zur Pflege der Flächen erworben werden. Bei einer veranschlagten Flächengröße von ca. 20 ha und der entsprechenden Beweidungsdichte von 0,5 GV/ha bedeutet dies, dass eine Herde von 9 Kühen, 1 Bullen und 4 Pferden (3 Stuten und 1 Hengst) erworben werden muss, die mit der Nachzucht die Flächen beweidet. Die Nachzucht wird vom Martinshof lebend oder geschlachtet vermarktet, um die laufenden Kosten zu decken.
Bezogen auf die angepachteten Flächen ist ein Weidemanagement-Plan für die angekaufte Herde zu erstellen, der mit den Behörden abzustimmen ist und dessen naturschutzfachlichen Auswirkungen kontinuierlich betrachtet und kontrolliert werden.
Anlage von Blänken und Flutmulden für Wiesenbrüter (z.B. Kiebitz und Bekassine) und Schreitvögel (z.B. Weißstorch)
Ergänzung vorhandener Heckenstrukturen (möglichst auf öffentlichen Flächen) um zusätzliche Strukturen zu schaffen und als Windschutz/Schattenspender für Weidetiere
Anlage von kleinen Baumgruppen auf den Weideflächen für zusätzliche Strukturen bei Erhalt des offenen Landschaftscharakter und Gewährleistung des Wiesenbrüterschutzes
Pflege der Kopfweiden: Insbesondere entlang des parallel zur Esterau verlaufenden Grabens befindet sich ein erhaltenswerter Kopfweidenbestand. In den nächsten beiden Jahren muss eine Pflege der Kopfweiden erfolgen. Dabei sollte jeweils nur etwa die Hälfte der Weiden beschnitten werden, um die entwickelten Strukturen nicht schlagartig und flächig zu beseitigen. Die Pflege soll einmalig professionell erfolgen, wobei die zu beauftragende Firma Ehrenamtliche zum Schnitt anleiten soll. Diese sollen dann kontinuierlich die Pflege in den Folgejahren übernehmen.
Umweltbildung und Umweltinformation: Naturerlebnispfad mit Beobachtungsstand als offen stehendes Angebot für individuelle Besucher sowie angeleitete Angebote für Gruppen, insbesondere für Kinder, Schüler und Jugendgruppen (Als Voraussetzung ist das bestehende Wegenetz zu nutzen.)
Öffentlichkeitsarbeit: Website, Faltblatt, öffentliche Führungen, Presseartikel in der AZ und jährliches Fest gemeinsam mit dem Martinshof
Ziele:
Ziel des Projektes ist die bestehenden ökologischen Defizite zu beheben und eine dauerhafte extensive Grünlandnutzung zu etablieren, die zu einer ökologischen Aufwertung der Auenlandschaft führt. Begleitet und unterstützt werden soll die Umsetzung der naturschutzfachlichen Maßnahmen durch Maßnahmen der Umweltbildung und des Naturerlebens. Es werden für Erholungssuchende neue und interessante Angebote geschaffen, die Naturschutzaspekte mit naturbezogener Naherholung verbinden. Die Landschaft soll Erlebnisraum für Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden.
Das Projekt trägt dazu bei, einen für die Heideregion Uelzen charakteristischen und ökologisch wertvollen Lebensraum für Fauna und Flora sowie als Erholungsraum für Einheimische und Gäste zu erhalten. Das ansprechende und abwechslungsreiche Landschaftsbild der Heideregion Uelzen ist Voraussetzung für einen attraktiven Wohnstandort mit ländlichen Flair, mit dem sich die Bewohner verbunden fühlen.
Besonderheiten:
Das Projekt hat insbesondere durch den integrativen Ansatz und die Kooperation verschiedener regionaler Akteure innovativen Charakter. Es wurde im Rahmen des ILEK mit einer Vielzahl von Partnern entwickelt und im REK als Leitprojekt festgelegt. Insbesondere die enge Kooperation zwischen einem Naturschutzverband und einem Sozialverband, dem NABU Uelzen mit dem Martinshof Klein Bollensen e.V., hat Vorbildcharakter. Akteure aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Sektoren werden aktiv über das Vorhaben miteinander vernetzt.
Perspektiven:
Durch die Partner vor Ort ist das Projekt langfristig ausgelegt. Ergänzende zur naturschutzgerechten Grünlandnutzung und zur Biotopentwicklung in der Esterauniederung sind angedacht.