Campus Galli, Bau einer Karolingischen Klosterstadt
Steinmetze bei der Arbeit auf der Baustelle der karolingischen Klosterstadt
Bild: LAG Oberschwaben
Stand:
01.12.2014
Kontakt:
Stadt Meßkirch
Conradin-Kreutzer-Straße 1
88605 Meßkirch
Bürgermeister Arne Zwick
ELER-Förderung:
ja
Finanzierung:
55% EU-Mittel
20% Landesmittel
25% Kommunaler Träger
Laufzeit:
September 2011 bis Juni 2013
Themen:
- Bildung, Beratung und Information
- Kunst, Kultur und Kulturerbe
- Museen
- Bauliches Erbe
- Brauchtum
- Geschichte, Heimat
- Tourismus und Freizeit
- Tourismuskonzepte
- Naherholung
- Vermarktung
- Marketing/Öffentlichkeitsarbeit
Förderperiode:
Beschreibung
Zusammenfassung:
Das Kloster Reichenau war neben St. Gallen und Fulda eines der bedeutendsten Klöster der karolingischen Zeit und steht heute auf der UNESCO-Liste des Welterbes. Im frühen 9. Jahrhundert wurde hier, mitten im Bodensee, ein Plan gezeichnet, der als "Klosterplan von Sankt Gallen" weltberühmt wurde. Er gehört zu den kostbarsten Dokumenten des frühen Mittelalters und ist die älteste erhaltene Bauzeichnung zwischen der Antike und heute. Nach diesem weltberühmten Klosterplan soll mit den Mitteln und Methoden des 9. Jahrhunderts, also völlig ohne moderne Maschinen, eine karolingische Klosterstadt vom gleichnamigen Verein in Meßkirch gebaut werden.
Um die Projektidee umsetzen zu können, benötigte der Verein "Karolingische Klosterstadt" eine entsprechende Ausgangsbasis als Projektstart. Nur so konnte das Vorhaben umgesetzt werden und das Projekt später durch Eintrittsgelder und Einnahmen aus den Wirtschaftsbetrieben den laufenden Betrieb selbst bestreiten. Die Stadt will die Chance nutzen, diese in Deutschland einmalige Anlage auf ihrem Gebiet zu errichten und durch den Verein zu betreiben.
Ausgangssituation:
Die Stadt Meßkirch wollte die Chancen, die sich in touristischer, wissenschaftlicher sowie kultureller Sicht aus dem Projekt ergeben, nutzen und dadurch u.a. einen Entwicklungssprung im touristischen Sektor erreichen.
Das Thema archäologische Rekonstruktionen passt sehr gut zum LEADER Aktionsgebiet Oberschwaben, da dies bereits in den vergangenen Jahren schwerpunktmäßig bearbeitet wurde.
Inhalt:
Das Projekt beinhaltete die Vorbereitung des Geländes unter Einsatz moderner Maschinen bis zu dem Zeitpunkt, an dem die eigentlichen Bauarbeiten am Kloster aufgenommen wurden. Danach begann der laufende Betrieb, der jetzt vom Verein "Karolingische Klosterstadt" durchgeführt wird.
Geplanter Zeitraum war September 2011 bis April 2012
Träger des laufenden Betriebs ist der Verein "Karolingische Klosterstadt", der in vertraglicher Vereinbarung mit der Stadt Meßkirch das entsprechend hergerichtete Gelände übernahm und mit den Bauarbeiten begann. Gleichzeitig startete der laufende Betrieb mit Besuchern, Marketingmaßnahmen und wissenschaftlichen Begleitarbeiten aller Art. Während der Bauphase findet Handwerkstechnik aus dem 9. Jahrhundert Anwendung. Nur außerhalb der Öffnungszeiten werden z.B. durch moderne LKW Steine, Felsen o.ä. angeliefert. Außerdem entsprechen beispielsweise Hygienevorschriften im Bereich der Verpflegungsstation oder im Sanitärbereich aktuellen Vorschriften. Vorgeschriebene Sicherheitsmaßnahmen (wie z.B. Helmpflicht unter tragender Last oder Sicherheitsschuhe) finden Anwendung, werden aber optisch kaschiert.
Geplanter Zeitraum: Mai 2012 bis Oktober 2052
Während dieser Zeit ist der Verein für den Betrieb und damit auch für die Finanzierung verantwortlich. Ein in den ersten Jahren eventuell entstehender Abmangel kann von der Stadt Meßkirch überbrückt werden und mit einem Überschuss in den folgenden Jahren ausgeglichen werden. Ab dem 5. Wirtschaftsjahr rechnet der Verein mit einem kostendeckenden Betrieb. Verbleibender Überschuss fließt danach satzungsgemäß sozialen Einrichtungen im Gebiet der Stadt Meßkirch zu.
Das angeeignete Wissen kann auch umliegenden Ruinen / Schlössern zur Verfügung gestellt werden.
Das hier vorliegende Projekt umfasste nur die erste Phase (die Startphase) und endete mit der Aufnahme des laufenden Betriebes.
Ziele:
Ziel ist es, eine karolingische Klosterstadt mit den Mitteln und Methoden des 9. Jahrhunderts zu erbauen. Dabei gilt das Motto: "Der Weg ist das Ziel": Bereits von Anfang an soll die "Baustelle" als eine für Wissenschaftler, Kulturinteressierte sowie Touristen aller Altersstufen interessante und zugängliche Attraktion fungieren. Der Betrieb der Anlage erfolgte insofern bereits nach Einrichtung der Baustelle mit der dafür notwendigen Grundausstattung. Weiteres Ziel ist die Fertigstellung der gesamten Klosteranlage in ca. 40 Jahren. Danach wird die Klosteranlage instand gehalten und mit Events aller Art weiterhin als touristische, wissenschaftliche und kulturelle Attraktion betrieben.
Für die strukturelle Entwicklung in der Region birgt das Projekt enormes Potential:
-
Die touristische Wertschöpfung durch die erwarteten Besucher – langfristig werden zusätzliche Investitionen in Gastronomie und Hotellerie erwartet. Besonders interessant ist dabei die erhoffte Wirkung, Touristen aus der Bodenseeregion auf die Insel Reichenau aufmerksam zu machen, Kooperationen mit den regionalen Tourismusorganisationen und Betrieben zu entwickeln und zu festigen.
-
Die infrastrukturelle Wertschöpfung durch die Beschäftigten, die in der Region leben werden. Gerade diese Zielgruppe scheint durchaus an leer stehenden Wohnungen / Häusern in den Dorfkernen interessiert und nicht nur an Neubaugebieten.
-
Die Wertschöpfung durch Nutzung der touristischen Infrastruktur wie Tagungsgebäude u.ä. im Rahmen der begleitenden wissenschaftlichen Arbeiten.
-
Die erwartete weit überregionale Aufmerksamkeit (in den Medien usw.) für mittelalterliche Bauten bietet das Potential, um mit den bisher vorhandenen Museen wie der Bachritterburg, der Heuneburg oder dem Römermuseum vernetzt zu werden. Unterschiede und Gemeinsamkeiten können und sollen zum gegenseitigen Nutzen aufgearbeitet und entsprechend angeboten werden. Hierzu zählen auch die mittelalterlichen Zeugnisse in Form von Burgen und Ruinen im Donautal.
-
Durch den kulturellen Aspekt, dass durch den Bau einer karolingischen Klosterstadt ein auf der Insel Reichenau im heutigen Baden-Württemberg entstandenes Weltkulturgut (Klosterplan von Sankt Gallen) zum ersten Mal nach rund 1.200 Jahren mit den Methoden und Mitteln des frühen 9. Jahrhunderts in die Tat umgesetzt wird und somit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, verfestigt die Region ihr Image: Natur und Kultur erleben!
-
Der soziale Aspekt gibt arbeitslosen Jugendlichen, jungen Erwachsenen sowie auch Langzeitarbeitslosen die Möglichkeit, eine handwerklich geprägte Arbeitsstelle bzw. eine entsprechende Ausbildung zu erhalten.
-
Der europäische Aspekt bildet die Grundlage für Kooperationen mit Regionen im direkt benachbarten Ausland (Österreich, Schweiz und Lichtenstein). Durch gemeinsame Workshops besonders mit Kindern und Jugendlichen sollen die grenzüberschreitende und gemeinsame Geschichte sowie die Kultur der Regionen um den Bodensee verdeutlicht werden.
Besonderheiten:
Bei diesem Projekt ist die Baustelle und nicht das fertige Objekt die Attraktion. Die Besucher sehen die Baustelle wachsen und können aktiv mitarbeiten.