Virtuelle Limeswelten
Besucher nutzen das virtuelle Interface. Bild: Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL)
Stand:
16.12.2010
Kontakt:
Landratsamt Rems-Murr-Kreis
Alter Postplatz 10
71328 Waiblingen
Andrea Schilp (LAG-Geschäftsstelle )
Telefon: 07 91 / 7 55 - 76 34
Fax: 07 91 / 7 55 - 73 99
E-Mail: schilp@limesregion.de
ELER-Förderung:
ja
Finanzierung:
55% EU-Mittel
20% Landesmittel
25% kommunale Träger
Laufzeit:
20.05.2008 - 31.12.2010
Themen:
- Kunst, Kultur und Kulturerbe
- Museen
- Kunst
- Bauliches Erbe
- Geschichte, Heimat
- Tourismus und Freizeit
Förderperiode:
Beschreibung
Zusammenfassung:
Seit 2005 ist der Obergermanisch-Raetische Limes Teil des UNESCO-Welterbes "Grenzen des Römischen Reiches". In der LEADER Limesregion weist der Grenzwall ein ganz besonderes Merkmal auf: er zieht sich auf der über 60 km langen Strecke zwischen Alfdorf im Süden und Schöntal im Norden schnurgerade – über Berg und Tal – durchs Land. Über weite Strecken hinweg sind die Reste des gesamten Grenzwalls jedoch unter der Erdoberfläche verborgen. Im Gegensatz zu anderen Kulturdenkmälern ist der Limes somit ein kaum greifbares und eher abstraktes Objekt.
Dies sollte sich ändern! Im Rahmen der "Virtuellen Limeswelten" wurde der gerade Abschnitt des Grenzwalls und seine römische Geschichte entsprechend neuester archäologischer Erkenntnisse virtuell rekonstruiert und seine Geschichte zugänglich gemacht. Museen und Informationszentren in der LEADER Limesregion werden Besuchern die Möglichkeit bieten, den Grenzwall in einer 3D-Echtzeitumgebung zu erkunden. Diese Animation bietet spannende Einblicke in das Leben am Limes.
Insbesondere sollten auch jüngere Menschen (Kinder und Jugendliche, Schulklassen) verstärkt angesprochen und für die Bedeutung des Limes sensibilisiert werden. Das Projektgebiet erstreckt sich über insgesamt 13 Kommunen der Limesregion. Der Limes verbindet die Projektkommunen Alfdorf, Großerlach, Kaisersbach, Murrhardt, Welzheim (Rems-Murr-Kreis), Mainhardt (Landkreis Schwäbisch Hall), Forchtenberg, Öhringen (nur Ortsteile), Pfedelbach, Schöntal, Zweiflingen (Hohenlohekreis), Jagsthausen und Widdern (Landkreis Heilbronn).
Ausgangssituation:
Der Obergermanisch-Raetische Limes ist ein archäologisches Denkmal höchsten Ranges. Es erstreckt sich auf einer Gesamtlänge von 550 Kilometern vom Rhein bis zur Donau und verbindet 120 Kastellorte und rund 900 Wachttürme miteinander. Mit der 2005 erfolgten Erhebung zum UNESCO-Welterbe wurde die Bedeutung des Denkmals im öffentlichen Bewusstsein verankert. Gemeinsam mit dem Hadrianswall ist der Obergermanisch-Raetische Limes Teil des transnationalen UNESCO-Welterbes "Grenzen des Römischen Reiches".
Im Gegensatz zu anderen Kulturdenkmälern ist der Limes allerdings ein wenig greifbares und für breite Bevölkerungsschichten eher abstraktes Objekt. Über weite Strecken hinweg sind die Reste des Limes einige Meter unter der Erdoberfläche verborgen. Rekonstruktionen sind aus Gründen der von der UNESCO geforderten Authentizität des Denkmals sowie des Denkmalschutzes enge Grenzen gesetzt.
Den Limes als kulturelles Erbe erlebbar zu machen und verstärkt ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken, war deshalb ein zentrales Ziel des Regionalen Entwicklungskonzeptes der LEADER-Aktionsgruppe Limesregion. Das Kulturdenkmal Limes wurde bislang lediglich von einer überschaubaren Zielgruppe ausreichend beachtet. Dies sollte sich zukünftig ändern.
Inhalt:
Über interaktive 3-D-Visualisierung wird der Limes in Form einer virtuellen Zeitreise direkt erlebbar gemacht. Für die Präsentation des Projekts Virtuellen Limeswelten wurde ein integriertes Konzept erstellt, das optimale Präsentationsmedien auswählte und vor Ort installierte. Über interaktive 3-D-Umgebungen können selbst Signalketten des Limes zwischen den räumlich verteilten Präsentationsstandorten nachgebildet werden. Hier werden sowohl graphische als auch akustische Signale (z. B. Signalhörner) eingesetzt.
Interaktivität befördert die Auseinandersetzung mit den Inhalten auf ein anderes Niveau, der Betrachter wird zum Handelnden, der die Folgen seines Tuns unmittelbar erlebt. So wird beispielsweise die Anlage der schnurgeraden Limeslinie – basierend auf hochpräzisen Geländedaten – interaktiv durch die Nutzer selbst durchgeführt. Diese erleben so die Probleme bei der Vermessung durch ein zunächst bewaldetes Gebiet. Vor dem Hintergrund, dass der notwendige Schutz des Welterbes nur durch seine Vermittlung an die Bevölkerung und speziell auch an Schüler erreicht werden kann, bietet die virtuelle Rekonstruktion eine breite Palette von Einsatzmöglichkeiten (Schulen, Internet, museale Einrichtungen).
Sichtbar werden die Standorte am Limes während dessen Entstehung und Blütezeit bis heute. Die Entwicklung soll auch an Veränderungen der Vegetation und Bebauung erkennbar werden. Dargestellt wird die historische Vermessungsleistung, aber auch Besonderheiten wie der römische Schuhfund von Welzheim und der höchste Limespunkt "Spatzenhof". Einzelne Elemente (Türme, Kastelle, wichtige Einzelfunde) wurden dazu virtuell rekonstruiert. Aus Sicht der Landesarchäologie und mit dem Ziel der Vermittlung der Besonderheiten des kulturellen Welterbes an breite Bevölkerungsschichten wurden charakteristische Limesabschnitte und Vermittlungsaspekte identifiziert.
Präsentationsformen der Virtuellen Limeswelten sind:
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Stereoskope (Groß-)Rückprojektion – Diese Art der Präsentation kann von mehreren Betrachtern gleichzeitig genutzt werden. Sie ist mit 3D-Stereovision und einem "Virtuel Walk through" (interaktive Navigation durch die 3D-Welt mit Hilfe eines Joysticks oder einer Spacemouse) ausgestattet.
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Präsentationstisch – Ein digitaler Präsentationstisch ist speziell für die Präsentation der Topographischen Rekonstruktion des Limes in der Landschaft geeignet.
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Virtuelles Fernrohr – Das Fernrohr eignet sich besonders für die Darstellung rekonstruierter römischer Bauten in der Landschaft. Der Betrachter schwenkt dabei interaktiv auf bestimmte Geländeausschnitte und sieht jeweils die historische Bebauung zur Römerzeit.
Ziele:
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Erhalt und Aufwertung des kulturellen Erbes der Limesregion: Die virtuelle dreidimensionale Rekonstruktion römischer Bauten und die Visualisierung und Modellierung des Limes in der Landschaft werten das bisher meist im Verborgenen liegende UNESCO-Welterbe Limes auf, ohne dass Eingriffe am Denkmal oder in der Landschaft erforderlich sind. Wichtige Referenzprojekte virtueller Rekonstruktionen beziehen sich auf Metropolen wie das antike Rom und Troja. Das Projekt "Virtuelle Limeswelten" beinhaltet dahingegen eine innovative und didaktisch anspruchsvolle Rekonstruktion einer bedeutenden Welterbe-Stätte im ländlich geprägten Raum.
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Steigerung regionaler Identität: Durch die Visualisierung wird der Limes erlebbar gemacht und die Bevölkerung wird für das kulturelle Erbe der Limesregion sensibilisiert.
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Innovativer Ansatz: Für die Darstellung archäologischer Zusammenhänge ist heute der Einsatz von Standard-Medientechnik wie Animation, 2-D-Projektion oder Touchscreens bekannt. Der Einsatz Virtueller Realität und interaktiver Lösungen hingegen ist neu und sucht seinesgleichen. Das Projekt hat daher Pilotcharakter für die Erprobung innovativer Methoden der Vermittlung und Erlebbarmachung des kulturellen Erbes für breite Bevölkerungsschichten.
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Kommunikativer und didaktischer Ansatz: Vermittlung römischer Geschichte der Region und des UNESCO Welterbes Limes an ein breites Publikum unter spezieller Einbeziehung der Zielgruppen Kinder, Jugendliche und Schulklassen und unter Entwicklung eines speziell dafür geeigneten didaktischen Konzepts.
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Gebietsübergreifender Ansatz: Im Rahmen des Projekts Virtuelle Limeswelten wurde das kulturelle Erbe Limes in allen beteiligten Landkreisen der Limesregion nachhaltig in Wert gesetzt. Der Limes wurde als verbindendes Element visualisiert und römische Geschichte wird über Gemeinde- und Landkreis-Grenzen hinweg erlebbar gemacht. Das Projekt soll nach Abschluss der Pilotphase deutschlandweit und transnational mit anderen LEADER-Aktionsgebieten weiterentwickelt werden.
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Interdisziplinärer Ansatz: Das Projekt wurde in enger Abstimmung mit Experten aus den Bereichen "Römische Geschichte", "Didaktische Aufbereitung des kulturellen Erbes" und "Virtuelle 3-D-Rekonstruktion" entwickelt. Das Landesamt für Denkmalpflege, das Archäologische Landesmuseum, das Limesinformationszentrum Baden-Württemberg, das Virtual Dimension Center Fellbach und die Deutsche Limeskommission sind wichtige Partner für die Umsetzung des Projekts.
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Stärkung der Wirtschaft im ländlichen Raum durch Innovation: Das Projekt dient der nachhaltigen Inwertsetzung des UNESCO-Weltkulturerbes Limes und der Steigerung der Wertschöpfung im ländlich geprägten Tourismus.
Besonderheiten:
Das Projekt wurde in der Förderperiode 2007 bis 2013 umgesetzt und von der Limesregion initiiert. Die Limesregion hat sich in der Förderperiode 2014 bis 2020 in mehrere LEADER-Regionen aufgeteilt.
Mit dem Projekt Virtuelle Limeswelten werden die römische Geschichte und das Welterbe Limes im LEADER-Gebiet Limesregion entsprechend neuester archäologischer Erkenntnisse und mit Hilfe eines speziell dafür entwickelten didaktischen Konzepts visualisiert und erlebbar gemacht. Dazu wird das Erscheinungsbild des historischen Limes, eingebettet in die Topographie und Vegetation, aufgezeigt und durch geeignete Animationen ergänzt. Dem interessierten Betrachter wird ein authentisches audiovisuelles Gesamterlebnis ermöglicht. Hierfür beinhaltet das Projekt einen durchgehenden didaktischen Vermittlungsleitfaden. Neben den besonderen Inhalten des Projekts stellen die innovativen technischen Ansätze ein Alleinstellungsmerkmal am Limes dar. Aufgrund der grenzüberschreitenden Ausrichtung des Limes wird dabei internationalen Bezügen im Rahmen des Projekts besondere Beachtung geschenkt.