Mobilität in ländlichen Räumen

Wo können LEADER und Co. Ansetzen und unterstützen?

Transferbesuch vom 12. bis 13. Juni 2023 in Homberg (Efze)

Programm (PDF, 605 KB)

Mobilität auf dem Land sicherzustellen und gleichzeitig etwas für den Klima- und Ressourcenschutz zu leisten, ist herausfordernd. Ist hier doch das Auto häufig die einzige Möglichkeit, das gewünschte Ziel in akzeptabler Zeit zu erreichen. Klimafreundliche, bedarfsorientierte und attraktive Alternativen für den Alltag und die Freizeit anzubieten erfordert Kreativität, Durchhaltewillen und politische Unterstützung. Wo und wie LAGs und Regionalmanagements hier aktiv werden können, um Lösungen zu finden, Mobilitätsangebote voranzubringen oder den Planungsprozess zu unterstützen, war Thema des Transferbesuchs Mobilität in ländlichen Räumen im Homberg (Efze).

In den LEADER-Regionen des Schwalm-Eder-Kreises und in Homberg (Efze) setzt man sich schon länger mit Fragen der Mobilität auseinander. Das wurde schon mit den Grußworten von Dr. Nico Ritz, Bürgermeister der Stadt Homberg (Efze) deutlich.

In Homberg (Efze) bringt das Klimaschutzkonzept Bewegung in das Thema

Helene Peters, Klimaschutzmanagerin der Stadt Homberg (Efze) berichtete von den Anfängen: Mit dem fertigen Klimaschutzkonzept im Jahr 2015 rückte auch das Thema Mobilität in den Fokus. In der Stadt wurden seitdem einige Projekte – von betrieblichem Mobilitätsmanagement bis hin zu einem Konzept für Elektromobilität –an den Start gebracht.

Von 2020 bis 2023 wurde ein LandMobil-CarSharing-Projekt mit Schwerpunkt Kommunikation umgesetzt. Gegenwärtig läuft der Bewilligungsprozess für das Projekt PedelecSharing im Rotkäppchenland, um auch den Radverkehr voranzubringen. Mit der Reiseauskunftsplattform CleverRoute bietet die Stadt auf ihrer Website Besuchern die Möglichkeit, verschiedene Mobilitätsalternativen bei der Anreise zu berücksichtigen.

Effiziente Fuhrparkauslastung und weniger Emissionen durch betriebliches Mobilitätsmanagement

Michael Schramek, geschäftsführender Gesellschafter des Beratungsunternehmens EcoLibro GmbH sowie des CarSharing-Unternehmens Regio.Mobil Deutschland GmbH, stellte die verschiedenen Projekte aus Homberg (Efze) konkreter vor. So analysierten vier Homberger Institutionen im Zuge der Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes gemeinsam ihre betriebliche Mobilität, vom Fuhrpark über Dienstreisen bis hin zu den Arbeitswegen der Angestellten.

Als Ergebnis dieser Analyse wurde ein gemeinsamer CarSharing-Pool eingerichtet und das Konzept des "Pulsierenden CarSharings" eingeführt. Das bedeutet, dass die Fahrzeuge für dienstliche Zwecke und außerdem von den Angestellten für den Arbeitsweg genutzt werden können. Gleichzeitig steht in den Nachmittagsstunden und am Wochenende ein CarSharing-Angebot im Homberger Umland zur Verfügung.

  • Vortrag Peters/Schramek auf Anfrage

CarSharing auf dem Land – Aktiv erlebt

Mit einem CarSharing-Wettbewerb wollte die Stadt Homberg (Efze) das CarSharing in ihren ländlichen Stadtteilen weiter voranbringen. Dabei konnten Ortschaften zwei zusätzliche CarSharing-Fahrzeuge gewinnen, wenn sie es schaffen, ein Fahrzeug gemeinschaftlich zur Verfügung zu stellen. Die Ortschaften Mühlhausen und Welferode haben erfolgreich teilgenommen. Ortsvorsteher und Nutzer haben uns vor Ort ihre Projekte vorgestellt. Eine Dame schilderte, dass sie dank des CarSharing-Angebots darauf verzichten konnte, ein neues Auto anzuschaffen.

Mit immobilen Angeboten Verkehr vermeiden

Den Abschluss der Exkursion bildete der Gänsemarkt in Wabern-Falkenberg. Das liebevoll sanierte Fachwerkhaus im Ortskern bietet mit Café und Dorfladen wieder einen Treffpunkt für die Menschen im Ort. Hier erfuhren wir auch mehr über die HOMEberger und die Aktivitäten des Vereins Spurwechsel aus Kaufungen.

Nachhaltig unterwegs im Biosphärenreservat Bliesgau

Maurice Eickhoff, Mobilitätsmanager des Saarpfalz-Kreises, veranschaulichte, wie im Biosphärenreservat Bliesgau Freizeitangebote und ÖPNV durch den Biosphärenbus über spezielle Angebote wie zum Beispiel die Biosphären-Safari geschickt miteinander verknüpft werden und welchen Vorteil das für die dortige Bevölkerung hat.

Fahrtziel Natur – mit Bahn und Bus in den Kellerwald-Edersee

Jutta Seuring und Nicole Backhaus vom Nationalpark Kellerwald-Edersee stellten uns den nicht ganz einfachen Weg seit 2003 vor, bis der Nationalpark Kellerwald-Edersee im Jahr 2018 endlich Teil der Kooperation Fahrtziel Natur wurde und welche Bedeutung die Reaktivierung einer Bahnstrecke hatte. Ziel dieser Kooperation der drei großen deutschen Umweltverbände BUND, NABU, VCD und der Deutschen Bahn ist es, den touristischen Verkehr in sensiblen Naturräumen vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel zu verlagern.

Kostenloser Freizeitbus im Landkreis Harburg – der Heideshuttle

Hilke Feddersen, Geschäftsführerin des Naturparks Lüneburger Heide, zeigte, was es heißt, ein Kooperationsprojekt über zwei Jahrzehnte am Laufen zu halten. Ihr Vortrag veranschaulichte, wie es möglich ist, dass der Heideshuttle seit 2006 für die Nutzer kostenlos seine Kreise durch den Naturpark Lüneburger Heide zieht und welchen Beitrag hier LEADER leistete und leistet.

Alle Projekte haben gezeigt: Es braucht engagierte Menschen, die gemeinsam ein Ziel verfolgen. Und es braucht stetigen Austausch, Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit und einen langen Atem. LEADER als "Runder Tisch der Region" kann hier wunderbar unterstützen.

"Traffic Planning" – spielerisch Mobilität gestalten

Zum Abschluss machten wir uns noch einmal auf den Weg in die Region, ohne dabei unseren Tagungsort zu verlassen: Mit dem interaktiven Spiel "Traffic Planning" holten wir die Region zunächst zu uns, um dann mit Hilfe verschiedener Mobilitäts-Apps virtuell in der Region unterwegs zu sein. Die anschließende Diskussion und der Austausch über die Erfahrungen aus dem Spiel legten wesentliche Probleme im ÖV-Angebot, wie zum Beispiel lange Umsteigezeiten, offen. Diese Methode ist ein guter Einstieg, um das Thema Mobilität in Regionen mit den Menschen vor Ort besprechen und weiterentwickeln zu können.

Kontakt

Moritz Kirchesch
0228 68 45 39 68
Moritz.Kirchesch@ble.de

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