Engagement auf dem Land gemeinsam stärken

Wie geht das?

Online-Workshop am 12. Januar 2023

Programm (PDF 667 KB)

Rund 300 Teilnehmende setzten sich auf dem Online-Workshop intensiv mit der strukturellen Unterstützung von Engagierten auf dem Land auseinander. Die gemeinsame Veranstaltung der DVS und der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) brachte Akteure aus LEADER mit denen aus dem DSEE-Programm „Engagiertes Land“ zusammen. Gemeinsam erarbeiteten die Teilnehmenden, welche Herausforderungen mit welchen Mitteln angegangen werden können.

Das zivilgesellschaftliche Engagement auf dem Land sei generell stärker ausgeprägt als in urbanen Räumen. In sehr peripheren Lagen jedoch, so betonte Jan Holze, Vorstand der DSEE, sei der Anteil derjenigen, die sich engagierten, niedriger als im deutschen Schnitt. Hier setze die Unterstützung durch die DSEE an.

Vor allem im Programm Engagiertes Land gehe es um die strukturellen Voraussetzungen, Engagierte in abgelegenen ländlichen Räumen zu unterstützen. Holze sagte, besonders dort seien in den letzten Jahren Dienstleistungen der Daseinsvorsorge weggefallen, die nun häufig von Engagierten erbracht würden. Denn, so Holze, „ob wir vom Bürgerbus sprechen, von Bibliotheken oder dem Freibad: Oftmals springen Engagierte ein – das ist ein strukturelles Problem, das es anzugehen gilt!“

Bei einer Umfrage unter LEADER-Akteuren im Jahr 2021 wurde das Thema „Vereine, Ehrenamt, Engagement“ als das Thema benannt, das für LEADER in Zukunft am zweitstärksten an Bedeutung gewinnen würde. Anke Wehmeyer von der DVS arbeitete die Parallelen zwischen LEADER und dem Engagierten Land heraus und stellte fest, dass es eine große Ähnlichkeit gebe. Ein Grund mehr, zusammenzuarbeiten!

Nach diesem einleitenden Überblick zeigten vier Kurzvorträge beispielhaft, wie strukturelle Unterstützung ehrenamtlich Aktiver aussehen kann:

Vorträge

Ergebnisse der einzelnen Workshops

Was fehlt vor Ort?

In den Workshops, die als Breakout-Sessions durchgeführt wurden, arbeiteten die Teilnehmenden im zweiten Teil der Veranstaltung unter anderem zu der Frage: "Was fehlt vor Ort?"

Hier wiesen die Beteiligten vor allem auf die fehlenden oder unzureichend ausgestatteten (hauptamtlichen) Unterstützungsstrukturen wie ständige Organisations- und Koordinationsstellen hin – auch im Zusammenhang mit der Nachwuchsförderung und -aktivierung.

Sie bezeichneten auch die nötige Kontinuität in den Projekten das Angebot an Räumlichkeiten und Infrastruktur für Begegnung als ungenügend.

Unbürokratische Antragsstellung sei oft nicht möglich und die Vernetzung der Vereine und Akteure sei unzureichend, denn nur eine solche Prozessbegleitung helfe, die Kräften gut zu bündeln.

Wer oder was kann helfen?

Diese Frage ist spiegelbildlich zur ersten zu betrachten: Die Teilnehmenden formulierten den Wunsch nach mehr Wertschätzung durch eine neue Anerkennungskultur, zu der auch einfache Anreize wie beispielsweise Ehrenamtskarten und Aufwandsentschädigungen gehören. Daneben sei das Vertrauen wichtig, das Engagierten entgegengebracht wird.

Professionelle Koordinierung und Förderstrukturen, die Menschen zur Selbstorganisation zu befähigen, wie beispielweise eine Projektmanagement- oder Koordinierungsstelle seien notwendig. Dazu gehöre auch, Räume für Treffen bereitzustellen. In diesem Zusammenhang nannten die Beteiligten auch die hauptamtliche Unterstützung durch Kommunen und andere, die ebenfalls der Digitalisierung und der Finanzierung dienen kann. Ein Beispiel wären hier Ansprechpersonen in der kommunalen Verwaltung.

Um den Generationenwechsel vorzubereiten und Einstiegshürden zu beseitigen, brauche es mehr Möglichkeiten für Berufstätige, ein Ehrenamt auszuüben. Dafür sei ein ganzheitliches Marketing des Ehrenamts nötig.

Eine verlässliche, kontinuierliche Finanzierung sei wichtig: über Förderprogramme, aber auch alternative Finanzierungsmodelle. Dazu gehören regelmäßige Informationsveranstaltungen über Fördermöglichkeiten oder Förderlotsen.

Bestehende Strukturen und Organisationen müssten ebenso als Plattformen zur Vernetzung und Projektorientierung dienen wie offene vereinsübergreifende Strukturen: Multiplikatoren (z.B. Dorfmoderatoren) anzusprechen, würde daher für sinnvoll erachtet. Hier könne LEADER als Kommunikations-, Netzwerk-, Beratungs- und Förderinstrument gut unterstützen.

Wo müssen wir weiterarbeiten?

Um Jugendliche im Ehrenamt flexibler zu unterstützen, sind sowohl eine gute Vernetzung als auch ein besserer Zugang zu Fördermöglichkeiten von Bedeutung. Es ist wichtig, den „Sinn“ des Ehrenamtes wieder aufleben zu lassen und die Verantwortung gleichmäßig zu verteilen. Wertschätzung und verbesserte Kommunikation seien wichtig, um das Ehrenamt (wieder) zu aktivieren. Engagierte sollen sich verstetigende Projektergebnisse und den EU-Gedanken verbreiten. Menschen vor Ort müssen ihre Ideen einbringen können. Wichtig ist auch, dass Engagierte sich gut abstimmen, um Doppelarbeit zu vermeiden.

Die wichtigsten Fragen, denen die Teilnehmenden in Zukunft widmen wollen, sind: Nachwuchs durch eine gute Beteiligung von Jugendlichen zu gewinnen, das Engagement angemessen wertzuschätzen, sich zu professionalisieren, voneinander zu lernen und die Entbürokratisierung voranzutreiben.


In Zusammenarbeit mit




Kontakt

Stefan Kämper
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stefan.kaemper@ble.de

Moritz Kirchesch
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